Wird heute ein Pferd gekauft oder verkauft, ist es aufgrund der geltenden Gewährleistungs-verpflichtungen im privaten wie gewerblichen Pferdehandel ein guter Rat, zuvor eine Kaufuntersuchung durchführen zu lassen.
Der Untersuchungsgang im Rahmen einer Kaufuntersuchung beim Pferd teilt sich in zwei Teile: klinisch-orthopädisch-internistischer Untersuchungsgang und Anfertigung sowie Auswertung von Röntgenbildern.
Dem klinischen Teil, also alles was der Tierarzt sieht, hört oder fühlt kommt eine sehr große Bedeutung zu. Hier sind Qualifikation und Erfahrung des Tierarztes gefragt.
Nach Aufnahme des Vorberichtes gehören Adspektion und Palpation von Kopf, Gliedmaßen und Rumpf des Pferdes sowie eine eingehende Augenuntersuchung zur klinischen Allgmeinuntersuchung. Des Weiteren wird das Gangbild im Schritt und Trab auf festem und weichem Boden, sowohl auf der Geraden als auch an der Longe, orthopädisch beurteilt. Auf Hufform und Beschlag wird besonders geachtet. Die Beugeproben - von den Verkäufern oft skeptisch betrachtet und als umstritten dargestellt - haben für den Untersucher durchaus eine Bedeutung. Sie haben einen gewissen prognostischen Charakter, müssen aber immer im Kontext der Untersuchung bewertet werden.
Der klinische Untersuchungsgang kann in den meisten Ställen nur eingeschränkt durchgeführt werden. Meist müssen Abstriche in der Bodenqualität, den Sichtbedingungen oder dem ruhigen Umfeld gemacht werden. Besser ist es, die Kaufuntersuchung unter standardisierten Bedingungen abzuwickeln. Bei uns kann das Pferd vollständig untersucht und die Privatsphäre gewahrt bleiben. Nichts ist unangenehmer, als eine neugierige Stallgemeinschaft bei einer Kaufuntersuchung.
Die Anfertigung und Auswertung von Röntgenbildern besteht aus einem Röntgensatz von mindestens 10, besser 12 Bildern und ist von größter Bedeutung. Je nach Vereinbarung zwischen den Parteien, dem Wert des Pferdes und dessen künftigen Einsatz werden auch mehr Bilder angefordert. Der Tierarzt beurteilt die Bilder nach dem so genannten Röntgenleitfaden, einem anerkannten Einteilungsmuster in Röntgenklassen.
Da es im Pferdekauf keinen größeren Streitpunkt gibt als die fachliche Bewertung von Röntgenbildern und deren Aussagemöglichkeiten, legen wir Wert auf sehr gute Röntgentechnik und ein Equipment auf höchsten Stand der tierärztlichen Wissenschaft.
Es ist nicht entscheidend einen „1er TÜV" zu haben, aber es ist gut wenn man weiß, was man kauft und auf was man sich einlässt. Die Risikobereitschaft des Einzelnen und die Bedeutung der Befunde für unterschiedliche Nutzungen spielen ebenfalls eine große Rolle.
Die Radiologie, d.h. die Anfertigung von Röntgenbildern hat aus unserer Sicht der klinischen Untersuchung eine große Bedeutung. Sie erlaubt einen Einblick in das Innenleben unseres zukünftigen Partners. Die Argumentation, daß das Pferd doch gar nicht so teuer sei und darum auf das Röntgen verzichtet werden soll, können wir nicht unterstützen. Egal wie hoch der Anschaffungswert des Tieres, die Unterhaltskosten und die Folgekosten bei Krankheit bleiben die gleichen, egal ob das Pferd 5000€ oder 50000€ gekostet hat. Die wenigsten Besitzer trennen sich von Ihrem Pferd, weil es sportlich nicht mehr nutzbar ist. Die Mehrzahl der Pferdehalter gehen mit dem Kauf eine starke emotionale und moralische Bindung ein. Aus diesem Grund halten wir es für extrem wichtig, eine solide Untersuchung als Entscheidungsgrundlage für den Kauf durchzuführen.
Weiterführende Untersuchungen wie z. B. Blutuntersuchungen, weitere bildgebende Verfahren (z.B. Endoskopie, Ultraschall etc.), die Beurteilung unter dem Reiter etc. werden auf besonderen Wunsch durchgeführt.
Bei einer Kaufuntersuchung kann natürlich nicht jede Eventualität einer künftigen Erkrankung in Betracht gezogen werden. Entscheidend ist, ob zum Zeitpunkt der Kaufuntersuchung Anhaltspunkte für Mängel und oder gesundheitliche Beeinträchtigungen vorliegen. Anzuraten ist eine Blutentnahme zum Nachweis dopingpflichtiger Substanzen. Die Probe wird gefroren gelagert und kann im Zweifelsfall nachträglich aufgearbeitet werden.