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Kolikchirurgie

Kolikoperation an PferdEine Kolik kommt plötzlich und unerwartet bei allen Rassen und Geschlechtern und stellt immer einen Notfall dar. In den meisten Fällen ist es möglich, eine konservative Behandlung erfolgreich durchzuführen. Dies bedeutet, den Kreislauf mit Medikamenten und Flüssigkeitszufuhr zu stabilisieren und die Mikrozirkulation im Gastrointestinaltrakt zu unterstützen.
Bei der Untersuchung ihres Patienten ist für uns zunächst wichtig zu differenzieren, ob es sich potentiell um einen chirurgischen oder einen konservativen Fall handelt. Für beide gilt die gleiche Sorgfalt. Dennoch, kein Bauch soll ohne Not eröffnet werden.
Für die Entscheidungsfindung sind viele Faktoren von Bedeutung. Die einfach zu erhebenden klinischen Parameter wie Herzfrequenz, kapilläre Rückfüllung und auskultatorischer Status (Darmmotorik) geben erste, jedoch nicht zu unterschätzende Hinweise auf den Allgemeinzustand des Patienten. Die rektale Untersuchung in Kombination mit der Sondierung des Magens rundet die erste Untersuchung ab. In den weitaus meisten Fällen kann aufgrund der erhobenen Befunde eine vorläufige Diagnose gestellt werden, die mit Hilfe von Ultraschall, Bauchpunktion, selten Röntgen (Sandkolik) und Laborparametern weiter verifiziert werden kann.

Röntgenbild zur Abklärung einer Kolik bei PferdKolikoperation bei Pferd 2Eine der ersten Fragen die Sie für sich entscheiden müssen lautet: „Kommt eine Kolikoperation für sie in Frage?" Es ist sehr wichtig, dies im Vorfeld geklärt zu haben, denn die Entscheidung dafür oder dagegen bei noch unklaren medizinischen Verhältnissen hilft, das optimale für Ihr Tier tun zu können. Die Entscheidung für oder gegen eine Operation ist sehr individuell und von persönlichen Emotionen, dem Umfeld und nicht zuletzt den finanziellen Möglichkeiten des Besitzers abhängig. Eine Operationskostenversicherung kann hier sehr helfen. Nicht immer sind die Finanzen die Entscheidungsgrundlage. Bitte beachten Sie, dass ein einmalig an Kolik operiertes Pferd nicht zwangsläufig in der Zukunft anfälliger an Kolik zu erkranken wird, als zuvor oder als ein nicht operiertes Pferd. Wichtig für uns ist, Sie mit in den Entscheidungsprozess einzubinden. Entscheiden sie sich gegen eine Operation, werden wir auch bei kleiner Erfolgsaussicht das Best Mögliche tun, Ihrem Patient auf konservativem Weg zu helfen. Kommt es zur Eröffnung der Bauchhöhle und die Aussichten auf Erfolg sind sehr schlecht werden wir dies während der Operation mit Ihnen besprechen und gemeinsam eine Entscheidung treffen.
Glücklicherweise sind die meisten Koliken beim Pferd harmlos. Meist handelt es sich um Verlagerungen des Dickdarmes, Verstopfungen oder hyperperistaltische Koliken die in der Regel konservativ behandelt werden können.

Kolikoperation bei Pferd 3Kolikoperation bei Pferd 4Der Darm des Pferdes ist ausgesprochen lang und aufgrund seiner freien Aufhängung sehr verlagerbar. Dies ist eine Anpassung der Natur und hat es dem Pferd ermöglicht so individuell auf unterschiedliche Nahrungssituationen einzugehen. Nichts desto trotz ist es auf kontinuierliche Nahrungsaufnahme angewiesen und die häufig praktizierte „Stop and Go" Fütterung in den Ställen, verbunden mit hohen Kraftfuttermengen und zu geringen Rauhfuttergaben können den Verdauungstrakt an die Leistungsgrenze bringen. Verlagert sich der Darm in Nischen aus denen er von selbst nicht mehr heraus kommt, hilft nur eine chirurgische Lösung. Hierzu zählen insbesondere Inkarzerationen in natürlich vorhandene Öffnungen oder durch unglückliche Umstände entstandene Löcher im Mesenterium/Netz, der Bauchwand oder dem Zwerchfell.
Der Darm kann sich durch widrige Umstände auch um sich selbst drehen oder insbesondere beim Fohlen sich ineinander schieben (sogenannte Invagination). Mit fortschreitendem Alter steigt auch das Risiko an Lipomen; an sich gutartige Fettgeschwulste, die jedoch die Eigenart besitzen können an einem Stiel zu pendeln (Lipoma pendulans). Legt sich ein solches Lipom mit seinem Stiel um einen Darmabschnitt, fängt es diesen wie eine „Südamerikanische Bola" und schnürt ihn ab. In der Folge kommt es aufgrund des Darmverschlusses und Gefäßverschlusses zum Absterben des betroffenen Teiles. Häufig muss der betroffene Abschnitt reseziert, das bedeutet entnommen und frisch vernäht werden.
Ist die erste Hürde der Operation überwunden folgen die ersten drei Tage der intensivsten Nachsorge. Der Erfolg der Operation entscheidet sich in der Regel in diesem Zeitfenster. Rückschläge wie Atonie des Darmes und Reflux (Der Darm transportiert nicht richtig und die Flüssigkeit muss mittels Nasenschlundsonde entnommen werden) Kolikoperation bei Pferd 5können auftreten. Auch hierauf sind wir vorbereitet. Geht es dem Patienten wieder etwas besser führen wir ihn so schnell als nur möglich wieder an das Futter heran. Der Stimulus vor allem durch leicht verdauliche Substrate wie Grass, mit geringem Strukturanteil hilft die Motorik in Gang zu bringen. Wir wollen sie ermutigen im Vorfeld ihre Entscheidung zur Kolikoperation zu überdenken. In vielen Fällen ist es ein sehr lohnender Eingriff, der dem Partner Pferd ein zweites Leben ermöglicht. Insbesondere wenn man nicht zu lange wartet und sofort reagiert ist die Erfolgsaussicht gut. Wartet man zu lange wird der Darm autolytisch (er verdaut sich selbst), Toxine werden von den Bakterien produziert und führen zu post operativen Komplikationen, die bei schnellem Handeln vermeidbar gewesen wären.

Jede Kolik stellt sich anders dar und der Erfolg ist maßgeblich ebenso von Alter und Gesamtkonstitution des Patienten abhängig wie vom Schweregrad und Dauer der Krankheitssymptome. Daher muss in jeder Situation individuell abgewogen und entschieden werden, welche Therapie zu wählen ist. Eine Verallgemeinerung der Vorgehensweise ist nicht möglich.

Wir werden mit Ihnen gemeinsam besprechen, welcher Weg für Ihren Patienten der Beste ist.